Oh Schreck! Wer hat sich hier versteckt?
Als mir angeboten wurde, die süße und spannende Geschichte „Oh Schreck! Wer hat sich hier versteckt?“ von Jule Ambach zu illustrieren, war ich sofort Feuer und Flamme.
Die Geschichte hat alles, was ich mag - Tiere, Natur, aber vor allem: viel Spannung und Witz.
Und darum geht’s in dem Buch:
Die kleine Haselmaus und ihre Freunde, die Wiesentiere, kennen jeden Winkel auf ihrer Wiese in- und auswendig – wie laaaangweilig!
Doch nebenan, im Wald, gibt es spannende Verstecke. Wären da bloß nicht diese fiesen Finstertiere, von denen sie gehört haben: Der Hammerkopf, der ganze Bäume zertrümmert oder der große Wühler mit seinen scharfen Krallen...
Trotzdem wollen die Freunde in den Wald, nur die kleine Haselmaus fürchtet sich. Ausgerechnet sie soll ihre Freunde suchen. Auf ihrem Weg - ganz allein durch den Wald - erlebt sie ein Abenteuer nach dem anderen und findet auch heraus, was ein „Hammerkopf“ tatsächlich ist.
Am Ende... nein, das Ende verrate ich hier natürlich nicht :)
Interessiert es Dich, wie die Bilder für dieses Buch entstanden sind?
Characterdesign für das Bilderbuch
Wie sollen die Haselmaus, der Dachs, die Wachtel und der Igel aussehen? Und wie die bösen Finstertiere?
Die Ausarbeitung der Figuren einer Geschichte nehme ich in enger Abstimmung mit dem Verlag vor. Der Verlag wiederum bezieht die Autorin ein.
Obwohl ich inzwischen auch viel digital zeichne, entwickle ich Figuren immer noch am liebsten in meinem Skizzenbuch. Das fühlt sich mehr nach Spiel als nach Arbeit an.
Ein Trick von Illustratoren ist es, Figuren auf einfache Grundformen zu reduzieren (Kreis, Rechteck, Dreieck). Mit dieser Vorgehensweise stelle ich sicher, dass ich die Figur aus jeder Perspektive und jedem Blickwinkel wiederholen kann – so, daß der Betrachter sie auch wiedererkennt.
Die Hauptfigur im Bilderbuch sollte einen Wiedererkennungseffekt haben. Das erreicht man zum Beispiel durch eine einzigartige Sillhouette oder durch bestimmte Accessoires . Bei mehreren Protagonisten sollen alle Tiere schnell unterscheidbar sein, im Gesamtbild müssen sie aber auch miteinander harmonieren.
Deshalb mache ich viele schnelle Skizzenexperimente. Soll der Bauch dicker oder dünner, Schlappohren oder abstehende Ohren, der Kopf runder oder eckiger, die Beine länger oder kürzer? Wie groß sind die Augen, welche Form haben sie? Dies spiele ich für jede Figur mehrfach durch.
Gefällt mir ein Ergebnis, probiere ich die Figur in verschiedene Haltungen, Bewegungen und Gefühlszuständen aus. Dann teste ich die Figuren in der Interaktion – wie wirkt es, wenn sie miteinander reden, spielen, lachen...
Am richtigen Ausdruck feile ich oft lange. Immer wieder merke ich, dass ich im ersten Zeichendurchgang die Figuren noch nicht ausdrucksstark genug zeichne. Nicht nur der Gesichtsausdruck, sondern die gesamte Körperhaltung sind für das Wiedergeben eines Gefühlszustandes von Bedeutung. Wie stehen die Ohren, was machen die Füße und die Hände, sogar die Haltung der Finger kann von Bedeutung sein. Wenn man Mimik und Gestik übertreibt, wird das Ergebnis leichter lesbar und dadurch besser.
Die Fotos in der folgenden Galerie zeigen einige Seiten aus meinem Skizzenbuch.
Die Farbigkeit des Bilderbuches
Passt die Bleistiftskizze der Figuren endlich, geht es an die Farbigkeit.
Das Thema des Buches “Oh Schreck! Wer hat sich hier versteckt?“ gibt für die Farbauswahl eine gewisse Richtung vor. In einem Buch, dessen Szenen in Wald und Wiese im Sommer spielen, spielt Grün als Farbe eine Rolle. Es sei denn, ich entscheide mich für eine Farbigkeit, die von der Realität abweicht und wähle die Farben ausschließlich nach ästhetischen Gesichtspunkten. Mir war es aber in diesem Buch wichtiger, in vereinfachter Form das zeigen, was Kinder draußen im Wald tatsächlich entdecken können.
Ich beschränke die Anzahl meiner Farbtöne in einem Buch. Wenige Farben sind in der Regel vollkommen ausreichend, um die Seiten abwechslungsreich zu gestalten. Aber durch die wiederkehrenden Farben erhält das Buch einen Zusammenhang.
Die Farben für dieses Bilderbuch stammen übrigens aus Fotos, die ich selbst im Wald gemacht habe. Es gibt die Möglichkeit, sich die Farbzusammensetzung eines Bildes mit einem Bildbearbeitungsprogramm in Farbfelder umzuwandeln, die ich dann weiter benutzen kann. Natürlich habe ich dann noch die ein oder andere benötigte Farbe nach meinen eigenen Geschmack hinzugefügt.
Zum Glück ist der Hauptcharakter der Geschichte, die kleine Haselmaus, orange! Orange bildet einen schönen Kontrast zu einem grünen Hintergrund und so findet man die kleine Haselmaus schnell auf jedem Bild. Das hat die Autorin Jule Ambach doch gut ausgetüfftelt! Und überhaupt sind Haselmäuse unfassbar niedlich, also als Hauptcharakter perfekt geeignet. Das glaubst Du nicht? Dann solltest Du Dir ganz dringend mal Bilder von Haselmäusen anschauen.
Die anderen Wiesentiere in der Geschichte haben eine Fellfarbe, die sich im Grau- und Braunbereich bewegt. Das ist natürlich in der Realität super zur Tarnung, aber im Bilderbuch... schwierig. Trotzdem wollte ich mit den Farben nah an den echten Tieren bleiben.
Ich brauchte einige Farbexperimente, um unterschiedliche Brauntöne zu finden, die schön sind, sich an den echten Tieren orientieren und auch noch miteinander harmonieren, aber trotzdem so unterschiedlich sind, dass man die Tiere schnell voneinander unterscheiden kann.
Innenillustrationen und Cover für das Bilderbuch
Die Seitenaufteilung des Textes und das Buchformat wurden mir vom Verlag vorgegeben.
Bei "Oh Schreck! Wer hat sich da versteckt?" hatte ich einige Randbedingungen berücksichtigen. Es war recht viel Text auf jeder Doppelseite unterzubringen. Hinzu kam noch die Stanze, also das Guckloch, durch die man einen Ausschnitt der folgenden Seite sehen konnte.
Bei Büchern mit Stanzen sind die aufeinanderfolgenden Illustrationen so aufeinander abzustimmen, dass die Ausschnitte nicht zu viel zeigen, aber auch nicht zu wenig. Und auf der Rückseite steht der Platz, den das Guckloch einnimmt, ebenfalls nicht zur Verfügung. Es darf also auch kein wichtiger Teil der nachfolgenden Illustration in diesen Bereich fallen.
Mit all diesen Gegebenheiten noch einen schönen Bildaufbau der Doppelseiten hinzubekommen, ist eine knifflige Aufgabe. Aber tatsächlich machen mir solche Herausforderungen Spaß.
Natürlich hätte ich mir die Wald- und Wiesenszenen ausdenken können, denn ich bin viel in der Natur unterwegs und weiß, wie verschiedene Landschaften aussehen. Aber meiner Erfahrung nach werden Bilder besser, wenn man entweder ein gutes Foto hat oder direkt vor Ort zeichnet. (Einige Illustratoren bauen sich sogar kleine Modelle, die sie als Vorlage zum Zeichnen verwenden, um ihre Bilder besser zu machen.)
Nachdem ich mir mögliche Szenen überlegt hatte, unternahm ich gemeinsam mit unserem Hund einen Ausflug in den Wald, um die Szenen in Fotos nachzustellen und suchte mir Szenerien, die meinen Vorstellungen nahe kamen. Ein Kuscheltier meiner Kinder musste als falsche Haselmaus herhalten...
Bevor es an die einzelnen Zeichnungen geht, plane ich das gesamte Buch in einem Storyboard durch – in sehr kleinen Skizzen von jeder Seite. So ist es einfacher, das Zusammenspiel der Seiten zu beurteilen. Ist die Gestaltung abwechslungsreich in Bezug auf Anordnung, Größenverhältnisse, Perspektive, damit beim Durchblättern keine Langeweile aufkommt? Eine schöne Bildkomposition lässt sich in diesem winzigen Format viel besser aufbauen als in der tatsächlichen Größe, wo man schnell den Überblick verliert oder sich in unwesentliche Details verrennt. Änderungen sind in so einer Miniskizze ebenfalls schnell gemacht.
Erst wenn der Verlag das Okay zum Storyboard gibt, mache ich mich an die Ausarbeitung der einzelnen Bilder. Ich vergrößere die Miniskizze und zeichne dann noch einmal genauer, dann ergänze ich auch kleine Details. Bevor es an die farbige Ausarbeitung geht, schaut der Verlag noch einmal auf alle Bilder.
Die Entwicklung der Bildkonzepte ist für mich der anstrengendste Teil der Arbeit. Die farbige Gestaltung ist dann deutlich entspannter.
Das Cover ist die wichtigste Illustration im ganzen Buch. Deshalb fertige ich dafür besonders viele Entwürfe an. Die Auswahl trifft der Verlag. Das Vorgehen ist dann genau so, wie ich es für die Innenillustrationen beschrieben habe.
Ganz zum Schluss habe ich auf mehreren Seiten des Buches noch ein paar kleine Insekten versteckt. Insekten haben mich als Kind sehr fasziniert und ich habe sie gern beobachtet (mache ich heute auch noch). Vielleicht geht es ja einigen Kindern beim Betrachten des Buches genauso?
Außerdem finden sich im Buch einige meiner Lieblingspflanzen. Klar mag ich Rosen, Tulpen und Sonnenblumen, aber die kleinen und für viele unscheinbaren Wildblumen liebe ich fast noch mehr. Wenn Du genau hinschaust, findest Du im Buch Lichtnelken, den Blauen Natternkopf und Rainfarn.
Eine Figur, die nur eine Nebenrolle spielt, habe ich besonders in Herz geschlossen. Wer weiß, vielleicht schreibt Jule Ambach noch eine Geschichte für das Eichhörnchen, die ich dann illustrieren darf?
Ich freue mich sehr, dass ich Teil des Teams für das Buch „Oh Schreck! Wer hat sich hier versteckt?“ sein durfte! Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin Jule Ambach, dass sie sich diese tolle Geschichte ausgedacht hat und bei der Lektorin Hannah Tannert, dass sie an mich geglaubt hat und dass sie mit ihrer Begeisterungsfähigkeit und viel Fingerspitzengefühl das ganze Projekt hindurch unglaublich motivierend war.
Es wäre ganz wunderbar, wenn dieses kleine Buch einige kleine Fans findet!
Das Buch erscheint am 13.07.2022 bei ellermann und kann überall im Buchhandel bestellt werden.
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